Digitalisierung und psychische Gesundheit – Neue Herausforderungen

Die Digitalisierung der Arbeit birgt vor allem Risiken hinsichtlich der psychischen Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. In diesem Beitrag werden folgende Punkte thematisiert und Lösungsansätze vorgestellt:

  • die Verdichtung der Arbeit
  • Work-Life Blending
  • die Notwendigkeit von Weiterbildungen

 

Die nächste industrielle Revolution ist in aller Mund. Digitalisierung ist das Stichwort, das die Industrie 4.0 prägt. Nach der Erfindung von Dampfmaschinen, der Fließbandarbeit, und zuletzt der Einführung der Computer und IT-Strukturen stehen wir nun vor einer neuen, umfassenden Veränderung: den intelligenten Fabriken. Diese werden bestimmt durch neue Kommunikationswege, intelligente und flexible Produktionsabläufe, und maßgeschneiderte Umsetzung von Kundenwünschen. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen bietet die Digitalisierung mit ihren intelligenten, flexiblen Produktionsverfahren große Chancen.


Was bedeutet die Digitalisierung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Auch wenn die körperlichen Beanspruchungen durch die modernen Produktionsabläufe immer geringer werden, kommen neue Herausforderungen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu. Die größte Herausforderung ist es, die psychische Gesundheit im Blick zu behalten. Bei der Umstellung auf digitalisierte Arbeit muss die Interaktion zwischen Mensch und Maschine möglichst reibungslos gestaltet werden. Prozesse müssen neu definiert, Ausbildungsstandards angepasst und Weiterbildungen angeregt werden. Nach Einschätzung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales birgt die Digitalisierung vor allem psychische Herausforderungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie aber sehen diese psychischen Belastungen aus?

Zeitdruck, Stress
Zeitdruck durch permanente Erreichbarkeit (Bild: pixabay.com)

Verdichtung der Arbeit – Immer mehr Arbeit in immer weniger Zeit

Zur Verdichtung der Arbeit tragen in erster Linie die schnellen Kommunikationswege bei. Immer mehr Informationen müssen immer schneller verarbeitet werden. Da unsere Aufnahmekapazitäten aber begrenzt sind, empfinden wir schnell ein Missverhältnis, das als Stress wahrgenommen wird. Wenn dieser Stress „chronisch“ wird, schlägt sich das auch auf unsere Gesundheit nieder.

Das Gefühl, immer mehr in immer weniger Zeit leisten zu müssen, findet seine Ursache auch in einem stetigen Leistungs- und Konkurrenzdruck. Bedingt durch befristete Arbeitsverträge sind vor allem junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer chronischen Stresszuständen ausgesetzt.

Ein Lösungsansatz kann das bewusste Setzen von Pausen sein. Nicht nur wenn wir merken, dass wir an unsere Leistungsgrenzen stoßen, sondern ganz bewusst an jedem Arbeitstag. Das heißt zum Beispiel, dass die Mittagspause dazu genutzt wird, bewusst Abstand von der Arbeit zu nehmen. Nicht am Schreibtisch essen, nicht das Smartphone mit in die Pause nehmen. Vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit, einen Spaziergang zu machen, oder ein Buch zu lesen.


Permanente Erreichbarkeit – Arbeit und Freizeit verschmelzen immer mehr

Nach einer Studie der Universität Kassel geben 74% der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an, die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit durchlässig zu gestalten. Eine andere Befragung ergab, dass 41% der Studienteilnehmer sogar im Urlaub für ihre Kollegen zu sprechen sind. Wenig verwunderlich ist daher, dass rund zwei Drittel nach der Arbeit nur schwer abschalten zu können.

Dieses Phänomen wird auch Work-Life Blending genannt. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer empfinden die Verschmelzung von Arbeit und Freizeit gar nicht als negativ. Während zu Hause noch etwas für die Arbeit getan werden kann, wird häufig auch während der Arbeitszeit Privates erledigt. Dennoch führt Work-Life Blending auch zu vermehrten Überstunden. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, mindestens 10 oder mehr Überstunden pro Woche anzuhäufen.

Um der Verschmelzung von Arbeit und Freizeit zu begegnen, gilt es in erster Linie die Führungs- und Präsenzkulturen zu verändern. Leistung sollte nicht anhand der abgesessenen Stunden gemessen werden, sondern mit Vertrauen und anhand der Ergebnisse.


Wissenslücken und mangelnde Kenntnisse von digitalen Zusammenhängen

Das Prinzip des lebenslangen Lernens gilt heute mehr denn je. Auf einer abgeschlossenen Ausbildung, einem Meisterbrief oder einem Uniabschluss kann man sich heute nicht mehr ausruhen. Dafür entwickeln sich die Arbeitsumgebung und die damit verbundenen Anforderungen zu schnell. Die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzubilden ist daher essentiell.

Zum Abschluss noch eine wichtige Botschaft: „Digitalisierung ist nicht per se schlecht und macht auch nicht krank. Viel hängt davon ab, wie man sie individuell im Unternehmen managt.” (Prof. Dr. Stephan Böhm, BWL, St. Gallen)